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"Arschlöcher"


"Ich hätte da eine tolle Idee für ein Buch."

"Ich hätte da eine tolle Idee für ein Buch."

Es ist ja eigentlich unglaublich! Jetzt unterhalte mich kaum fünf Minuten mit dem Typen und es war wohl eher ein Monolog seinerseits, da ich ja kaum mehr als ja und nein gesagt habe, aber nachdem er mir gerade eben noch ziemlich unmissverständlich erklärt hat dass er meine bisher erschienen Bücher nicht so prickelnd findet, schlägt er mir doch tatsächlich vor seiner Idee zu folgen.

Blubbernd brandet sein pseudointellektuelles Geschwafel, über seine "Ach, so tolle" Sicht auf die Welt, an die Ränder meines zunehmend abdriftenden Bewusstseins, während ich eben diesen lange vermissten glückhaften Moment einer Initialzündung erlebe.

"Schreib doch einmal über dies oder das". Nein mache ich nicht. Ein Buch über das Milieu in dem man aufgewachsen ist oder Bekannte die es zu etwas gebracht haben? Nein. Eine Biographie. Auch nicht wirklich. Aber...

"Warum nicht ein Buch über Arschlöcher schreiben?" Da gibt es mehr als genug. ... definitiv ...

Individuen die einem im Lauf des Lebens über den Weg laufen. Kaum wert sich, länger als ein paar Minuten, über sie zu ärgern. Und doch weiß ich genau jetzt, während der Vogel neben mir noch immer labbert, dass mir zweifelsfrei genug Geschichten einfallen würden um, stellvertretend für all die anderen Arschlöcher dieser Welt, diese Spezies durchaus treffend und hoffentlich auch gebührend zu erwähnen. Vielleicht auch nur aus der tiefen Überzeugung heraus, dass jede Interaktion mit dem Universum eines Tages seine Entsprechung finden wird.

Vor einiger Zeit hat mir ein Freund von dem bizarren Erlebnis eines Bekannten in einem Bordell in China erzählt. Die Story fällt mir gerade wieder ein. Sie erscheint mir perfekt als Ausgangspunkt um den Archetypen des ferngesteuerten Opportunisten zu beschreiben und die kuriosen Verdrängungsmuster hinter der Fassade des "Normalbürgers".

Jeder Mensch hat seine dunkle Seite. Das ist mir klar, aber bei manchen scheint sie schwärzer ausgeprägt zu sein, als man vermuten möchte. Einmal in den Gedankenstrudel eingetaucht bekomme ich den Ansatz einer Idee davon wie diese abgründigen Charaktere funktionieren und sehe ihre dramatischen Geschichten, wie schon fertig geschrieben, vor mir. Ich blicke auf das Leben des faulen Posers, der den Bezug zur Realität verloren hat und Befriedigung hauptsächlich in zumeist schwülstigen Phantasien findet. Der überhebliche Aufsteiger, in selbstgefälliger Routine dem Ehrgeiz verfallen, ein weiteres Beispiel unverständlicher Arschlochmentalität. Oder auch die bildhübsche Blondine, die schon früh gelernt hat das Sex die einzige wahre Währung ist und dieses Zahlungsmittel auch skrupellos dazu verwendet ihr Leben auf der Reihe zu halten, ungeachtet eventueller Konsequenzen.

Natürlich gibt es noch viele mehr von diesen Schubladenfiguren und blutrot erleuchtet tauchen schlagartig die, ansonsten nur schattenhaft unbemerkten, Randfiguren eines Lebens vor mir auf. Die Blender, die Neider, die Gierigen, die Zornigen, die Feiglinge, die Oberflächlichen und plötzlich mache ich mich auf, die Komplexität hinter deren Verhaltensmustern zu erforschen. Ich nehme mir vor, die traumatischen Schlüsselerlebnisse hinter ihrem Arschlochleben zu beleuchten und dem Schicksal die Frage nach Gerechtigkeit zu stellen.


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